Stellungnahme zum Bericht der Verwaltung zum Gebrauch von Glyphosat in Stolberg

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir von Bündnis 90/ Die Grünen möchten zu der vorliegenden Informationszusammenstellung einige Anmerkungen machen:

Die Zusammenstellung ist entstanden nachdem unser Antrag zum Verzicht von Glyphosat mit den Stimmen der Großen Koalition abgeändert wurde. Wir von Bündnis 90/Die Grünen hegten mit unserem Antrag die Absicht, wenn nicht den Verzicht von Glyphosat seitens der Stadt, zumindest eine Diskussion über den Gebrauch von Glyphosat im Besonderen und Herbiziden im Allgemeinen anzuregen.


Wir haben uns für das Herbizid Glyphosat entschieden, weil es zum Einen das verbreitetste Herbizid in Deutschland und zum Anderen auch höchst umstritten ist. Glyphosat wurde 2015 von der Internationalen Krebsforschungsagentur als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Zudem steht es im Verdacht tödlich für Bienen zu sein und sogar Missbildungen bei ungeborenen Kindern hervorzurufen.
Eine Studie der Heinrich Böll Stiftung hat ergeben, dass 75% aller Bundesbürger mehr als die 5-fache Menge von Glyphosat in ihrem Urin haben, als im Trinkwasser erlaubt wäre.


Dass diese Vorwürfe nicht unbegründet sind, zeigen neben dem vollständigen Verbot von Glyphosat in Frankreich auch die neuerlichen Urteile gegen Bayer/Monsanto in den USA.
Neben der Gefährdung der menschlichen Gesundheit wird durch den Einsatz von Herbiziden, vor allem in der Landwirtschaft, die Biodiversität verringert. Dies zeigt sich nicht nur in fehlenden Pflanzen sondern
auch im Fehlen der von ihnen abhängigen Tiere, besonders der Insekten. Dies ist letzten Endes nicht nur ökologisch beängstigend, sondern gefährdet auf lange Sicht auch den wirtschaftlichen Wohlstand in unserer
Gesellschaft.
Besonders zeigt sich in den letzten Jahren, dass der Verbrauch von Insektiziden und Herbiziden zunimmt, aber die Menge der produzierten Nahrungsmittel stagniert. Auch hier fällt Glyphosat eine besondere Rolle zu, da es alle Pflanzen vernichtet, die nicht genetisch so verändert wurden, dass sie gegen Glyphosat immun sind. Im Gegensatz zu vielen anderen Herbiziden, die nur bestimmte Pflanzengattungen bekämpfen.


Unsere Stadt Stolberg sollte daher, wie von uns gefordert, möglichst auf den Einsatz von chemischen Mitteln, besonders Glyphosat, verzichten.


Von der Informationszusammenstellung haben wir uns mehr Informationen über den Einsatz von Glyphosat erhofft. In ihr wird nur darauf verwiesen, dass Glyphosat (ich zitiere) „in der Regel“ gegen die
Herkulesstaude angewendet wird. Die berechtigten Fragen „Wann“, „Wo“ und „Wie viel“ werden nicht beantwortet: So ist die Angabe rund 4
Liter letzten Endes nur ein ungefährer Maßstab, und „felsiger Untergrund und Bruchsteinmauern“ nur Beispiele und keine konkreten Ortsangaben.

Bei der Bekämpfung der Herkulesstaude wird im Bericht mit recht darauf verwiesen, dass das Mähen, wasin unserem Antrag als allgemeines Beispiel für die nicht chemische Bekämpfung von Neophyten aufgeführt
wurde, gegen die Herkulesstaude nicht sehr wirksam ist. Als Beispiel für die Bekämpfung der Herkulesstaude könnte das in der Vorlage beschriebene Ausgraben der Wurzel und das Abtrennen des
Vegetationskegels, welches in der Fachliteratur als effektivste Methode gegen die Herkulesstaude gilt, gegeben werden.


Leider werden weitere nicht chemische Bekämpfungsmethoden, wie etwa die Entfernung der Blütenstände oder das Abweiden durch Ziegen, in der Vorlage nicht erwähnt. Weiterhin stellt sich folgende Frage: Wenn die Bekämpfung der Herkulesstaude auf felsigem Untergrund
schon nur chemisch möglich ist, warum wird dann ein Breitbandherbizid wie Glyphosat und kein selektivsystematisches Herbizid verwendet?


So müssen wir von Bündnis 90/ Die Grünen leider feststellen, dass diese
Informationszusammenstellung nicht die Grundlage für eine sachliche Diskussion bietet: Der Informationsgehalt ist eher spärlich und die allgemein bekannte Verletzungsgefahr durch die Herkulesstaude wird mit überdeutlicher Betonung in Wort und Bild dargestellt, während die Gefahren von Glyphosat für Mensch und Umwelt mit keinem Wort erwähnt werden.Es bleibt ein fader Beigeschmack von Populismus.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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