Verbesserung der Rahmenbedingungen in Stolberger KiTas

Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Stolberg

Im Bereich der Betreuungsplätze wird, wie von den Rednern der Großen Koalition in der letzten Ratssitzung erwähnt, auch ein weiteres elternbeitragsfreies Jahr durch kommunale Mittel finanziert. Insbesondere Jochen Emonds (CDU) freut dieser Haushaltsposten, dabei war die CDU noch bei der Bürgermeisterwahl gegen eine komplette Abschaffung der Beiträge.

Natürlich ist es mittelfristig auch unser Ziel Betreuungsplätze komplett elternbeitragsfrei zu gestalten und damit mehr Chancengleichheit zu schaffen.

Die bereitgestellten Landesmittel bringen diesen Prozess glücklicherweise schon ein Stück voran.

Als Kommune sollte unsere erste Priorität jedoch bei der Schaffung von guten Rahmenbedingungen liegen:

Um kurze Wege zu schaffen muss es die Regel sein, dass Kinder in Ihrem Stadtteil einen Platz zur Kinderbetreuung erhalten. So sparen nicht nur die Eltern Zeit, sondern es werden auch klimaschädliche lange Autofahrten vermieden. Die Mittelbereitstellung für die Neubauprojekte an Kitas ist daher unerlässlich. Dies reicht an der Stelle für gute Rahmenbedingungen aber noch lange nicht aus.

Wenn wir in unserer Kupferstadt die Kindergarten-Landschaft betrachten, sehen wir das aktuell nur in Gressenich Plätze bis 18:00 Uhr (in einer max. 45-Stunden-Woche) angeboten werden. Der Rest der Stolberger KiGa schließt schon um ca. 16:00/ 16:30 Uhr.

Wenn wir eine familienfreundliche Kommune sein wollen, gehört es aber dazu, Familien die Grundlage dafür zu bieten, ihr Familienleben nach ihren Wünschen und Bedürfnissen auszurichten.

Beide Elternteile und auch Alleinerziehende müssen, wenn sie es wollen, die Option haben Ihre Berufe wahr zu nehmen. Unterschiedliche Berufe haben unterschiedlichste Kernzeiten, in denen für Familien die Kinderbetreuung wichtig ist. So benötigt zum Beispiel eine Handwerkerin, die um 7:00Uhr auf der Baustelle sein muss, schon ab 6:30Uhr einen Betreuungsplatz, kann ihr Kind aber bereits um 16:00Uhr wieder abholen. Währenddessen möchte zum Beispiel ein Bankangestellter sein Kind erst um 9:00Uhr zur KiTa bringen, kann es aber abends erst um 19:00Uhr abholen.

Ist diese Flexibilität bzw. Randzeitenbetreuung nicht möglich, können Eltern oft nicht in Vollzeit arbeiten, was erhebliche finanzielle Einbußen mit sich bringt. Bei den aktuellen Betreuungszeiten in unserer Stadt ist dies häufig für einen Elternteil der Fall.

Das Thema der U2 und U3 Plätze ist auch ein wichtiger Bestandteil von guten Rahmenbedingungen. Im Ausbau von U3-Plätzen haben wir schon viel geschafft. Aber bei den U2-Plätzen besteht noch dringender Handlungsbedarf.

Bei weitem bieten noch nicht alle Stadtteile in den städtischen Einrichtungen U2-Plätze an, wie z.B. Münsterbusch, Atsch, Donnerberg, Velau, Ober- und Unterstolberg.

Auch wenn wir unseren Blick in Richtung unserer Stolberger Dörfer wenden, sehen wir, dass Vicht, Schevenhütte und auch Zweifall diese nicht anbieten.

Die Betreuungsplätze für unter Zweijährige werden aber stark nachgefragt, da ein Wiedereinstieg in die Berufswelt nach über zweijähriger Erziehungspause nur schwer möglich ist.

Sind Eltern gezwungen aufgrund fehlender Betreuungsangebote, weniger zu arbeiten, sind es oft leider immer noch die Mütter, die die Erziehungsarbeit übernehmen und ihre Karriere hintenanstellen müssen, gar nicht mehr oder nur noch halbtags Ihrem Beruf nachgehen können. Gleich oder noch schwieriger ist die Lage für alleinerziehende Mütter und Väter.

Eine qualitativ hochwertige Betreuung in Wohnortnähe, die sowohl die Randzeiten als auch die Unterzweijährigen abdeckt, ist also dringend notwendig um eine wirkliche Gleichstellung in Familien und in der Berufswelt zu schaffen. Hierfür müssen aber nicht nur neue Kindertagesstätten gebaut werden, sondern auch unbedingt neues Personal eingestellt werden. Bereits jetzt ist in vielen Kindertageseinrichtungen die Personaldecke so dünn, dass viele Überstunden geleistet werden müssen und bei einem Krankheitsfall in der Belegschaft Erzieher*innen Eltern bitten müssen Ihre Kinder wieder mit nach Hause zu nehmen.

Aus den vorher genannten Gründen haben wir beantragt, die städtischen Gelder für das weitere Elternbeitragsfreie Jahr, erst für die Verbesserung der Rahmenbedingungen wie Randzeitenbetreuung, U2-Ausbau und Personal einzusetzen. Erst wenn diese Rahmbedingungen erfolgreich umgesetzt sind, kann bzw. muss das nächste Ziel die Abschaffung des Elternbeitrags sein.

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